Die Jenaer Umgebung als Erinnerungslandschaft


Als Jenas Berge noch nicht zum Wandern erschlossen waren, Goethe die Kunitzburg „gefährlich“ erstiegen hat. Studenten und Handwerker lieber die benachbarten Bierdörfer aufsuchten und es als romantisches Unternehmen galt, auf die Lobdeburg zu klettern, wurde jedoch Jenas schöne Umgebung, der einmalige Reiz von Talaue und der sich schlängelnden Saale, die sanften Hügel und die schroffen Felsen von Dichtern und Gelehrten gepriesen.“1 Die allgemeine Erinnerung an Jena hat nicht nur mit der Universität oder der Bedeutung der Stadt als geistiges Zentrum Deutschlands um das Jahr 1800 zu tun. Mit dem Namen Jenas war stets auch ein landschaftlicher Aspekt verbunden. Dieses Büchlein unternimmt den Versuch, die nächste Jenaer Umgebung, die Silhouette der Stadt als Denkmal zu erschließen und die erinnerungskulturelle Aufladung der Landschaft um Jena einmal aus verschiedenen Perspektiven darzustellen. Fragen wie: Was macht die Jenaer Umgebung aus? Welche Strukturelemente prägen die Erinnerung daran?, werden dabei ebenso nachgegangen, wie der Thematik, wer zu welcher Zeit was mit der Jenaer Umgebung verbindet? bzw. inwieweit sich hier ein Wandel in der erinnerungskulturellen Aufladung feststellen läßt? So kann auf der einen Seite die Silhouette von Jena, die sich dem Ankommenden bietet, kollektiv erfahren werden, ebenso wie der Blick von der Stadt auf den Jenzig oder den Fuchsturm. Jeder, der sich in Jena bewegt, nimmt diese immer gleich bleibenden Objekte bewusst oder unbewusst wahr. Andernseits sind die Erinnerungen, die jeder in der oder an die Jenaer Umgebung hat freilich individueller Natur. „Eine Fülle von Vorstellungen und Erinnerungen verbinden sich mit dem Namen dieser Stadt die den Historiker den Naturwissenschaftler und den Kenner der Literatur ebenso anspricht, wie den Freund der Landschaft und der Heimat.“2

 

1 Träger, Ilse: Wanderungen um Jena, Jena, 1990, S. 6

2 Kühnlenz, Fritz, u.a.: Jenaer Portraits - Die Saalestadt im Spiegel historischer Persönlichkeiten, Rudolstadt, 1969, S. 5