Magische Orte im alten Leipzig


Wie Frank Engelmayer in einer seiner Reiseerzählungen einmal bemerkt hat, muß - wer sich auf die Suche nach Orten begeben will, die Geschichte atmen, die Inspiration bieten - nicht erst die Pyramiden von Gizeh, auch nicht die großen Tempelstädte Südasiens oder Mittelamerikas besuchen, sondern kann direkt vor der eigenen Haustür fündig werden. Natürlich gibt es auch bei uns in Mitteleuropa bedeutende touristische Attraktionen, die sich mit diesen globalen Orten der Kraft durchaus messen können, doch in seiner Gesamtheit ist unser Land eher geprägt von einer Vielzahl auf dem ersten Blick bescheidener, dafür aber ganz eigentümlicher Örtlichkeiten, die so recht in eine Landschaft passen, deren Struktur und Landschaftsgliederung eher kleinteilig ist, wo es also keine breiten Flüsse, keine hohen Berge, keine unendlichen Wälder, Steppen oder Wüsten gibt. Demnach wirkt auch das Gros unserer historischer Stätten auf dem ersten Blick eher klein und unscheinbar. Und doch besitzen viele von ihnen und besonders die abgelegeneren eine ganz besonderer Ausstrahlung. Unbeachtet vom Strom der Zeit liegen sie beinahe unbeachtet da und träumen sie vor sich hin, manche von ihnen so versteckt, daß selbst direkte Anwohner sie nicht kennen. Und doch sind die meisten dieser Orte frei zugänglich – sind also selten umzäunt oder der Öffentlichkeit entzogen. Auch kosten sie kein Eintrittsgeld. Selbst wenn diese Stätten einem breiteren Publikum bekannt gemacht würden, so blieben sie doch Geheimtipps, dürften also mit Sicherheit niemals überlaufen werden. Wenn überhaupt, so trifft man nur wenige Menschen dort. Der Weg dahin führt oft mitten durch die Natur und nicht selten ist zuvor nicht einmal zu ahnen, was sich gleich offenbaren wird. Und doch bleiben diese Orte Kleinodien – nicht weithin nach außen strahlend, eher unaufdringlich und doch unauslöschlich in ihrem Glanz. Besonders auf dem Roten Berg, wo wir uns inmitten uraltem Kulturlandes befinden, liegen oft mehrere solcher Örter so dicht beieinander, das sie ohne viel Aufwand nacheinander abgegangen werden können – wie Perlen an einer Schnur. Und wie Perlen sind sie in der Tat, nur ist dabei kein Ort wie der andere. Denn eine solche Vielfalt auf so engem Raum wie bei uns hier in Mitteleuropa gibt es in solchem Ausmaß sonst nirgendwo auf der Welt. Auch die Verschmelzung zwischen Natur und Kultur ist in diesem Sinne einzigartig. Das ist es, was unser Land so auszeichnet und das Eigentliche unserer Kultur ausmacht. Gerade heute in einer Zeit, die buchstäblich auch den Fugen zu geraten droht, wo so viele Menschen nach Orientierung und Halt suchen, bietet es sich umsomehr an, einfach einmal hinaus in die Natur zu gehen und an der Kraft dieser unveränderlichen und in sich selbst ruhenden Orte zu partizipieren, um hinterher wieder erholt und inspiriert in den Alltag zurückkehren zu können. Als Wegweiser hierfür mag in Bezug auf die Tieflandsbucht der vorliegende landeskundliche wie auch landschaftsmythologische Katalog dienen, der neben Sagen und Altertümern auch umfängliche lokal- und territorialgeschichtliche, wie auch wirtschafts- und kulturhistorische Aspekte bietet.


Band 1: Das Stadtgebiet von Leipzig               Alt-Leipzig un seine Vororte



Band 2: Die nähere und weitere               Umgebung von Leipzig